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Warum mir nichts half bis es plötzlich „Klick“ gemacht hat

  • Autorenbild: Leni Klakow
    Leni Klakow
  • 28. Feb. 2022
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 25. März 2022

Kennst du das Gefühl, bei einem Problem nicht weiterzukommen, weil du dich nicht aus alten Gewohnheiten befreien kannst? Oftmals ist es gar nicht leicht, jahrelang erworbene Verhaltensweisen abzulegen.

Handelt es sich dabei um Muster, die uns selbst schaden oder unserem Umfeld zu schaffen machen; die uns von Dingen, die wir eigentlich lieben, abhalten oder sogar um solche, die das Leben schwierig und weniger lebenswert machen, ist es dringend an der Zeit, etwas zu verändern.

Leider ist das oft leichter gesagt als getan.

Sich auf den Weg zu machen, um Altes loszulassen und sich neue Strategien anzueignen, ist eine riesige Herausforderung. Ist vielleicht so beschwerlich wie eine Wanderung auf einem verwachsenen kleinen Waldweg, durch dessen Geäst man sich Schritt für Schritt kämpfen muss. Jeder weiß, dass es nicht leicht ist, in einem riesigen dunklen Wald den Abzweig auf einen winzigen Pfad zu entdecken. Genauso schwierig ist es, einen neuen Verhaltensweg zu finden und sich auf ihn einzulassen.

Ich selbst habe auf der Suche nach diesem Abzweig eine lange Reise hinter mir. Viele Jahre war ich ständig auf der Suche nach dem, was mir helfen konnte. Die gesamte Familie durchforstete Zeitungsartikel und Interneteinträge, informierte sich über Ansätze verschiedener Therapeuten und alternativer Mediziner. Doch alle Versuche blieben ohne ein gravierendes Ergebnis. Mir ging es nicht besser, selbst wenn wir glaubten, endlich etwas gefunden zu haben.

Als es immer schwieriger wurde, war der normale Alltag für mich nur noch schwer zu bewältigen. Zu dieser Zeit fanden wir eine Therapie für Jugendliche, in die ich neue Hoffnung setzte und so fieberte ich dem Tag, an dem sie beginnen sollte, entgegen. Das Konzept war toll, ich machte bei allen Angeboten mit Ehrgeiz mit und glaubte, endlich einen neuen Weg beschritten zu haben. Doch dann die Enttäuschung: Trotz meiner Bemühungen und meiner Hoffnung, schien es auch hier nicht grundlegend besser zu werden.

Meiner Meinung nach hatte ich alles getan, was ich tun konnte, und die Beendigung der Therapie stand bevor. Ich war sehr frustriert, weil mir klar war, wenn ich so ginge, würde alles bald wieder wie vorher sein. Obwohl es mir jetzt für den Moment besser ging und diese Zeit mich vor einer noch schlimmeren Krise bewahrt hatte, war das noch kein wirklicher Neuanfang.

Irgendwann als ich schon sehr verzweifelt war, mich auch selbst ein bisschen bemitleidete und darüber nachdachte, warum bei mir denn nichts geholfen hatte, veränderte sich etwas in mir.

Ich fragte mich, wer denn bestimmt hätte, dass es mir wieder schlecht gehen müsse und warum immer wiederkehrende Muster festgeschrieben und nicht veränderbar sein sollten. Endlich bemerkte ich, dass ich es selbst in der Hand hatte, etwas zu tun.


Ich war mit der verzweifelten Hoffnung in die Therapie gegangen, dass mich jemand aus meinem Gefühlsstrudel herausholen würde. Herausholen müsste.

Jedoch kann ich heute an dieser Stelle sagen: So etwas konnte, kann und wird nicht passieren. Es wird niemand kommen, der dich gegen deinen eigenen Willen aus Verhaltensweisen oder von schlechten Gefühlen befreit. Und so schön es wäre, das kann auch keiner.


Letztendlich ist es in der Theorie ganz einfach: Es wird dir keiner helfen können, wenn du es nicht selbst tust. Damit meine ich, es wird nicht funktionieren, darauf zu warten, dass es besser wird oder dich zu fragen, warum dir nichts und niemand hilft.

Das klingt ziemlich hart und ist im ersten Moment schwer zu verstehen. Ich musste tatsächlich erst vor den Kopf gestoßen werden, bevor die Erkenntnis zu mir durchdringen konnte.


Ein entscheidender Knackpunkt, an dem viele Worte, die eigentlich hätten hilfreich sein können, bei mir scheiterten, war, dass ich mich ständig verurteilt fühlte. Ich schämte mich für meine „Probleme“. Mit dem Satz: „Nur du kannst dir helfen!“, verband ich nicht die Hoffnung, einen Ausweg finden zu können, weil er mir das Gefühl gab, nicht stark genug zu sein. Ich dachte, dass ich selbst Schuld daran bin, dass es mir nicht besser geht und wusste nicht, wie ich mir helfen sollte. Das führte zur Resignation.

Du siehst, ich kenne das Gefühl, Problemen hilflos ausgeliefert zu sein. Aber das bist du nicht! Du bist nicht Schuld an deiner Situation, aber nur du alleine kannst sie ändern und dir helfen. Andere können und sollten dich dabei unterstützen, aber sie können deine Probleme nicht lösen.


Als Veranschaulichung dieser Tatsache hat mir das Bild von einem Ertrinkenden im Pool geholfen. Natürlich kann man ihm einen Rettungsring zuwerfen. Das ist in dem Moment der Gefahr mit Sicherheit das Einfachste und auch das, was wohl die meisten Menschen intuitiv machen würden. Aber langfristig könnte das nicht helfen, denn beim nächsten Mal bräuchte der Betroffene wieder fremde Hilfe. In seinem Kopf würde sich festsetzen, dass er es nicht allein kann und auf Hilfe von außen angewiesen ist. Langfristig sollte man dem Ertrinkenden zeigen, wie man schwimmt und ihn vom Rand aus anfeuern, motivieren und ihm wenn nötig die Hand reichen.

So ähnlich kannst du dir den Umgang mit schweren Situationen oder den Start auf einem neuen Weg vorstellen. Andere können dich motivieren, für dich da sein, wenn du ihnen sagst, was du brauchst, können an deiner Seite bleiben. Aber das Schwimmen musst du selbst übernehmen.


Ich weiß, das hört sich so viel einfacher an, als es in Wirklichkeit ist. Vielleicht würdest du mir am liebsten entgegnen, dass das einfach nicht geht, dass ich doch keine Ahnung habe und was ich mir einbilde. Vielleicht bist du wütend, frustriert oder hoffnungslos. Das darfst du auch sein! Du hast Recht, ich weiß nicht, wie es bei dir ist, ich kenne dich nicht.

Doch wenn du in Ruhe über meine Worte nachdenkst, wirst du irgendwann erkennen, es gibt nicht nur einen Weg, du musst nicht dein Leben lang unglücklich sein. Du kannst dich allein aus deiner schwierigen Situation herausholen. Das kann wahnsinnig anstrengend und beängstigend sein. Aber ist das nicht auch ein befreiender Gedanke? DU kannst das schaffen, auch wenn es sich im Moment vielleicht noch nicht so anfühlt.

Also nimm dir Zeit, deine Einstellung wird sich nicht von heute auf morgen ändern. Du hast dein Verhalten in Problemsituationen über einen langen Zeitraum erworben, deshalb wird es auch viel Zeit in Anspruch nehmen, etwas Neues zu erlernen.

Du kannst jetzt damit anfangen, in diesem Moment, oder erst dann, wenn es sich für dich richtig anfühlt. Aber denk dran: Du hast in jeder Situation die Möglichkeit, dich anders zu entscheiden, einen neuen Weg einzuschlagen. Selbst, wenn du daran nur denkst, ist das ein riesiger Fortschritt und wer weiß, vielleicht wirst du es bald ausprobieren.


 
 
 

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© 2022 by Leni Lotte Klakow

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